Es ist normal, verschieden zu sein
Was braucht eine inklusive Schule?Richard von Weizsäcker
Ehemaliger Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland
Inklusive Schule statt Förderschule
Seit der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 haben Schüler:innen mit Behinderung oder drohender Behinderung in Deutschland ein Recht auf inklusive Schulbildung. Die Umsetzung der schulischen Inklusion verläuft allerdings schleppend und Kinder mit Behinderung werden weiterhin überwiegend in Förderschulen unterrichtet.
In Deutschland gibt es sieben unterschiedliche Förderschularten mit unterschiedlichen sonderpädaogischen Schwerpunkten:
Je nachdem in welchem Bereich ein sonderpädagischer Förderbedarf erkannt wird, erfolgt in der Regel, auch 13 Jahre nach der Behindertenrechtskonvention, eine Aufnahme auf eine dieser Förderschulen.
Inklusive Schulsysteme, bei dem Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen, sind daher nur in einigen wenigen Bundesländern die Ausnahme. Die gemeinsame Gestaltung des Unterrichts ermöglicht allerdings allen Schülern, in besonderer Weise voneinander zu lernen und eine Vielzahl an Erfahrungen zu erlangen. Durch Beobachtungslernen können alle Schüler:innen ihre Verhaltensmuster im Bereich der Kommunikation, der Sprache, der Bewegung und dem sozialen Miteinander erweitern und differenzieren.
Was brauchen die Schulen für die Inklusion?
Im Arbeitsfeld „Eingliederungshilfe“ bin ich mit den Studierenden der Sozialen Arbeit der Frage nachgegangen, wie Schüler:innen mit unterschiedlichen Förderbedarfen in einer Regelschule gemeinsam mit Schüler:innen ohne Behinderung unterrichtet werden können.
Ausgehend vom jeweiligen Förderbedarf haben wir Maßnahmen entwickelt und besprochen, wie inklusiver Unterricht umgesetzt werden kann und wo es eventuell Grenzen im derzeitigen Schulsystem gibt. Exemplarisch soll dies am Beispiel des Förderschwerpunkt „Emotionale und Soziale Entwicklung“ erläutert werden.
Förderschwerpunkt „Emotionale und Soziale Entwicklung“
Vorüberlegungen
Wie sollte eine Schule gestaltet sein, um den Förderschwerpunkt „Emotionale und Soziale Entwicklung“ abdecken zu können?
Raumgestaltung
Arbeitsplatz in der Nähe des Lehrerpersonals, Einzelplatz ermöglichen
Lernumgebung sollte reizreduziert und strukturiert sein
Separater Unterrichtsraum mit Tafel (individuelles Fördern und Arbeiten, Rückzugsmöglichkeiten in kritischen Situationen)
Personal
Belastbare Lehrkraft, die eine längerfristige Beziehungsarbeit leisten kann
Förderschwerpunktspezifische Vorbereitung und Begleitung aller Lehrkräfte, Pädagog:innen und Schulsozialarbeiter:innen
Zusammenarbeit mit weiteren, externen Fachkräften
Unterrichtsmanagement
Prinzipien des Classroom-Management (strukturiert, Unterrichtsgliederung an der Tafel, Schüler:in sollte zu jeder Zeit erkennen in welchem Arbeitsschritt er:sie sich befindet)
In belastenden Unterrichtssituationen Materialien zur Entspannung anbieten (Massagerollen, Wutbälle, Yogamatten)
Ziele aufstellen (Kleinschrittig, Verlauf visualisieren, individuelle Ziele täglich gemeinsam auswerten)
Ressourcen des Schülers bzw. der Schülerin für alle nutzen (loben statt tadeln)
Arbeitsmaterialien anpassen (weniger Aufgaben auf einer Seite, strukturierte Gestaltung)