Berufserfahrung / Praxisprojekte

Eine forensische Zeitreise in das Jahr 1945

Sven BeckerBerufserfahrung / Praxisprojekte Leave a Comment

Eine forensische Zeitreise in das Jahr 1945

Der Fall des Private Robert V. Wynne
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18. Mai 2021

April 1945, ein kleines Dorf in Thüringen.
Amerikanische Soldaten, zu Fuß und mit Panzerfahrzeugen unterwegs, bewegen sich die engen Straßen entlang. An „der Ecke“ Sperlingsberg fällt plötzlich ein Schuss. Ein amerikanischer Soldat wird tödlich verwundet, kurz vor Kriegsende. Ein kleines Mädchen, nicht älter als fünf Jahre erinnert sich noch Jahrzehnte später daran.
Auch andere Zeitzeugen besitzen fest eingebrannte Erinnerungen, doch diese scheinen denen des kleines Mädchens zu widersprechen.

Was ist damals wirklich passiert?
Wie kam es zu dem tragischen Tod des jungen Soldaten?

Die Forensik geht als Digitale Forensik in ein neues Zeitalter. Wir machen Tatorte im Nachhinein begehbar, sorgen für An- und Einsichten ganz anderer Qualität und ermöglichen Erkenntnisse aus der virtuellen für die reale Welt.

Sven Becker
Teammitglied NextGen

Um diese offenen Fragen zu beantworten und um 76 Jahre später eine bessere Vorstellung der Geschehnisse zu haben hat sich ein Filmteam unter der Leitung von Christa Pfafferott entschlossen, einen Dokumentarfilm namens „Die Ecke“ zu produzieren. Und dabei haben sie sich mit einem ganz besonderen Anliegen an uns gewandt.

„Die Ecke“ entsteht in Koproduktion mit MDR und arte sowie mit Prof. Dr. Labudde, Kollegen aus der Forensik und mir von der Hochschule Mittweida. Der Film soll der Geschichte des gefallenen Soldaten Private Robert V. Wynn nachgehen, und wir sollen das Ereignis von damals rekonstruieren. Dabei verbinden Virtuelle Realität und filmische Bilder Vergangenheit, Gegenwart und auch ein Stück Zukunft.

Interessant ist auch hierbei wieder: Aus meiner forensischen Sicht spielt es keine Rolle, ob ein historischer oder aktueller Fall vorliegt. Entscheidend ist es, den Tathergang zu rekonstruieren und die einzelnen Puzzlestücke zusammenzufügen. Dabei helfen uns moderne Technologien wie Drohnen und Laserscanner. Sie ermöglichen es, einen „digitalen Zwilling“ des Ereignisortes zu erstellen. Dieser digitale Ereignisort kann dann künstlich altern und mit Modellen von Personen und Fahrzeugen angereichert werden. So entsteht  Stück für Stück die reale Geschichte.

Eine realitätsgetreue Wahrnehmung wird aber erst durch virtuelle Realität möglich. Ich begebe mich darin an den Ereignisort von damals, kann alles hautnah erleben, z.B. einem Panzer begegnen, ihn beinah berühren, die Gefahr spüren. Dieses Gefühl teilen auch viele Interessierte, egal ob jung oder alt, die mit uns zusammen die Zeitreise unternehmen.

Der Film „Die Ecke“ wird historische Ereignisse und Zeitzeugenberichte mit modernen Techniken der Forensik zu einer spannenden, zeitgemäßen Erzählform vereinen. Alle Ergebnisse aus der prägenden Zusammenarbeit zwischen Christa Pfafferott, Ihrem Team und uns kann Ende des Jahres in ihrem Dokumentarfilm erlebt werden.

Ich werde auch hier weiter berichten…

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