Lehre / Didaktik

Prüfung in 3D

Ruben WittrinLehre / Didaktik

Prüfung in 3D

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26. Oktober 2022
Die erste Abnahme einer großen mündlichen Prüfung verlief für mich nicht nur bezogen auf räumliche Dimensionen dreidimensional. Neben dem „3D Wiedereinstieg“ in das, nach der langen Corona-Pause fast ungewohnte, „Face-to-Face“ Format ohne digitale Überbrückung, wurden nicht nur die Studierenden geprüft (erste Dimension), sondern „nebenbei“ auch das gesamte neu erarbeitete Modulkonzept (zweite Dimension) sowie ich als Dozent und Prüfer (dritte Dimension).

Erste Dimension

Die Studierenden

Ich wollte eigentlich nach dem Studium nicht in den „Lehrbetrieb“, bin nun aber überrascht, was für eine Faszination die Zusammenarbeit mit Studierenden beinhalten kann. Mir macht es Spaß, zusammen mit anderen Menschen zu lernen und Probleme zu lösen.

Aufgrund der mir entgegengebrachten Freiheit in der Modulgestaltung, konnte ich genau das machen. Und dabei viel über die Studierenden als Menschen lernen. Das Engagement, die Kreativität und die Höflichkeit hat mich sehr beeindruckt (exkl. Ausnahmen). Auch die Leistungen in der Präsentation haben mich „geflasht“.

So hat eine Gruppe zur Visualisierung von Ergebnissen eine ganze Wand als Präsentationsfläche verwendet, eine andere Gruppe hat eine Granate durch den Raum geworfen um das aktuelle Kriegsszenario auch auf emotionaler Ebene näher zu bringen. Zudem gab es nicht nur einfache Monologe im Präsentationsformat, sondern ganze Theaterstücke und Rollenspiele, die für die Ergebnispräsentation eingesetzt wurden.

Summa Sumarum: Die Prüfung war in der ersten Dimension ein total tolles, eindrückliches Erlebnis.

Eine Gruppe nutzte zur Visualisierung ihrer Ergebnisse die Hörsaalwand als Präsentationsfläche.
Eine Gruppe hat eine Granate durch den Raum geworfen, um das aktuelle Kriegsszenario emotional begreifbarer zu machen.

Zweite Dimension

Das Modulkonzept

Letztes Jahr haben mich meine Vorgesetzten Frau Prof. Kusche und Prof. Tolkmitt mit einer neuen Aufgabe überrascht: die Konzeption eines komplett neuen 10 ECTS Moduls im Studiengang Global Communication in Business an Culture. Diese Freiheit hat mich von Anfang an begeistert und motiviert. Trotzdem gab es auch Durststrecken in der Konzeption, die aber durch Unterstützung von meiner Frau, meinen Vorgesetzten, der Hochschuldidaktik und meinen Kollegen überwunden werden konnten.

Nach vielen gedanklichen Kreiseln und Achterbahnen kam dann ein Konzept hervor, dass folgende Aspekte beinhaltet:

  • Anwendung und Transfer von spiel-/simulationsbasierten Methoden der Problemlösung im globalen Raum
  • Flexible Kommunikation im analogen, digitalen und hybriden Kontext

Im Modul werden Erfolgsfaktoren der Kommunikation wiederholt und hinsichtlich differenter Settings innerhalb variabler Digitalisierungsgrade vertieft. Die Studierenden greifen dabei auf das Wissen und die Kompetenzen der zurückliegenden Semester zurück und wenden diese an. Sowohl allgemeine Einflussparameter der Kommunikation als auch spezifische interkulturelle Faktoren werden mit komplexen Problemstellungen aus Wirtschaft und Gesellschaft kombiniert, um Studierende zur reflektierten, kollaborativen und effektiven Problemlösung zu befähigen.

Beschreibung des Moduls Intercultural Business Simulation: Anwendung und Transfer von spiel-/simulationsbasierten Methoden der Problemlösung im globalen Raum

Im Modul kommen folgende Lehrmethoden zum Einsatz:

Das Modul besteht aus drei Blöcken (Level), welche jeweils durch drei Phasen gegliedert sind. Die drei Level behandeln aufeinanderfolgende Schritte der Problembearbeitung: Identifikation, Analyse und Problemlösung. Jedes Level ist durch einen bestimmten Digitalisierungsgrad charakterisiert und wird anhand einer Teilprüfungsleistung (Trial) abgeschlossen. Die Level werden mit kurzen Inputphasen begonnen, in denen Fachwissen im Vorlesungsformat vermittelt wird. In den anschließenden Play-Phasen wird dann das Wissen angewandt und reflektiert. Die Play-Phase ist seminaristisch ausgelegt und durch einen hohen reflektiven Charakter geprägt. Zudem sollen Studierende selbst Methoden der Problembearbeitung aus erlebten Spielsituationen ableiten und in den anschließenden Work-Phasen an realen Beispielen erproben sowie evaluieren. In der Work-Phase arbeiten die Studierenden kollaborativ um die Prüfungsanforderungen (Quests) der jeweiligen Teilprüfungsleistungen (Trials) umzusetzen.
In den Play-Phasen wurden Brettspiele ohne Glücksfaktor gespielt. Daraus leiteten die Studierenden Strategien ab, die sie in den Work-Phasen auf andere Situationen übertragen haben.

Dritte Dimension

Der Dozent
Ich hätte nicht gedacht, dass man auch auf der anderen Seite einer Prüfung ins Schwitzen kommen kann. Das Stellen konkreter Nachfragen an jeden einzelnen Studierenden nach der Präsentation war anspruchsvoll. Zudem hat sich gezeigt, dass die entwickelten Bewertungskriterien zu umfangreich waren und das hier eher „in der Kürze die Würze“ liegt.
Ich war sehr froh über die Unterstützung meiner Vorgesetzten und meiner Kollegin, gerade in der Bewertung war es sehr hilfreich auf die vorhandene Lehrerfahrung zurückgreifen zu dürfen.

Fazit

Dreidimensionalität ist etwas Tolles, sowohl räumlich als auch „prüfungstechnisch“. In Zukunft möchte ich jede dieser Dimensionen weiter optimieren, um die Weiterentwicklung innerhalb jeder Dimension voranzutreiben.