Lehre / Didaktik, NextGen

Im Moderations­dschungel

Kerstin StrangfeldNextGen, Lehre / Didaktik Leave a Comment

Im Moderations­dschungel

Eine gute Moderation erfordert jede Menge Skills
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3. September 2024

Haben Sie schon einmal in einem Meeting gesessen, in dem sich keine der anwesenden Personen für die Leitung verantwortlich gefühlt hat? Mir ging es erst vor kurzem in einer Zoom Breakout Session so, in der ich mit drei fremden Wissenschaftler:innen über unsere Erfahrungen mit KI-Tools diskutieren sollte. Zum Glück hatte ich mich dazu belesen, wie eine Moderation aufgebaut sein sollte und konnte das betretene Schweigen auflösen. Dabei wurde mir aber auch bewusst, dass zu einer guten Moderation mehr gehört, als den Ablauf zu befolgen.

Dass aus dem NextGen Team ein Workshop zu guter Moderation gewünscht wurde, freute mich in diesem Kontext umso mehr. Im Workshop lernten wir sehr viel mehr kennen als nur die Moderationsstruktur. Laut unserer externen Dozentin Andrea Dufner ist diese nämlich lediglich eine von 18 (!) Moderationsskills, die eine gute Moderation ausmachen.

Der Erfolg einer Moderation misst sich an der Motivation und Mitarbeit der Teilnehmenden.

Andrea Dufner
Führungskräfteentwicklung und Coaching

Alle Moderationsskills, die wir bei unserem Workshop kennengelernt und teilweise trainiert haben, werde ich wegen des schieren Umfangs nicht in diesem Artikel vorstellen, aber ich kann auf die Vielseitigkeit der herausfordernden Moderationsrolle eingehen.

Ein Workshop für die praktische Anwendung

Eine moderierende Person sollte weder zu viel Interesse auf sich ziehen, noch langweilen. Gleich zu Beginn übten wir deshalb, ein beliebiges Thema mit einer erzählten Anekdote anzureichern. Der Artikel, den Sie gerade lesen, leitet beispielsweise mit einer kurzen Anekdote ein, die locker auf den Inhalt einstimmen soll. Das erhöht im besten Fall das Interesse und ist in der Lage, auch trockene Themen aufzulockern.

Während des Workshops erarbeiteten wir uns Inhalte selbst und probierten eine ganze Reihe an Rollenspielen aus, die bestimmte Moderationskills schulten. Ohne sich in andere Personen hineinversetzen zu können, ist die Ausführung einer moderierenden Rolle kaum möglich. In einigen Übungen versetzten wir uns deshalb in die Position der Personen hinein, mit denen wir kommunizieren wollen. Steht ein wichtiges Meeting, ein Interview oder vielleicht sogar eine Podiumsdiskussion mit Personen aus dem Hochschulkontext an, kann es nutzbringend sein, jemanden zu bitten, in die Rolle dieser Person zu schlüpfen und sich als diese zu erklären.

Ein dazugehörige Übungen nennt sich Trainingskarussell. In ihr wird ein Stimmungs- und Bedürfnisbarometer abgefragt. Vier meiner Kolleg:innen schlüpften in die Rollen eines Studierenden, einer Lehrkraft, eines Rektors und der Vertretung einer Landesregierung. Sie alle erzählten, was sie gerade bewegt, welchen Herausforderungen sie begegnen, welche Ziele sie haben und was sie von den jeweiligen anderen Akteur:innen erwarten.

In einer anderen Übung spielten wir eine Podiumsdiskussion nach, in der wir die Rollen selbst wählen konnten.

Sven Becker moderierte eine Podiumsdiskussion zur Übung. Das selbstgewählte Thema war der Einsatz von KI an Schulen, mit folgenden Gästen: einer besorgten Elternvertreterin (Jill Deschner-Warner), einem überzeugten KI-Experten (Dr. Hagen Bankwitz) und einer überarbeiteten Schulleiterin (Dr. Angela Freche).

Was nun alles zu einer guten Moderation gehört

Was  alles zu einer guten Moderation gehört, erarbeiteten wir uns während des Workshops durch Übungen. Im dazugehörigen Skript zum Workshop können wir die wichtigsten Kompetenzen nachlesen: Kommunikationskompetenz, Sachkompetenz, Medien- und Medienbildungskompetenz, sowie Präsentations- und weitere persönliche Kompetenzen. Die Methodik der Gesprächsführung, über die ich Bescheid wusste, wird hier lediglich als ein kleiner Teilpunkt unter der Kommunikationskompetenz aufgelistet, sie kehrt allerdings bei Moderationsskill 9 zurück: der Moderationsstruktur. Die Kompetenzen, sowie die Moderationsstruktur sind nur ein Ausschnitt von, wir erinnern uns, 18 im Skript behandelten Skills. Ich nenne einen Auszug aus weiteren behandelten Skills:

Selbstpräsentation, Rollensicherheit, Empathie, Augenhöhe, Gesprächstechniken, der Körper als Visualisierungsmittel, ...

Stellvertretend für die anderen Skills betrachte ich in diesem Artikel die Rolle der moderierenden Person, da sie ihre:seine Vielseitigkeit ausdrückt.

  • Die moderierende Rolle hat die Aufgabe, als methodische:r Helfer:in zu wirken, um Ideen, oder Mitarbeit von den Teilnehmenden zu gewinnen.
  • Sie gibt Struktur, Methode und Zeit vor.
  • Sie stellt sich selbst zurück, während sie Meinungen, Strategien und ähnliches aus den Beiträgen der Teilnehmenden gewinnt, sodass die Ergebnisse unbeeinflusst bleiben.
  • Sie äußert selbst keine Meinung und nimmt keine Bewertung vor.
  • Sie toleriert Personen, die sich stark von ihr selbst unterscheiden.

Auf Moderator:innen prasseln natürlich noch weitere Anforderungen ein. Sie sollten Ruhe in die Runde bringen, aber nicht energielos wirken, sollten zwischen Methoden wechseln, aber damit nicht überfordern. Das Moderationstempo sollte so sein, dass Jede:r folgen kann, es aber nicht langweilig wird. Ein vorurteilsfreier Umgang mit allen Beteiligten hilft bei der Deeskalation von Diskussionen. Moderator:innen suchen in einem solchen Fall nach Gründen und wollen helfen. Auch weniger konstruktive Beiträge sollten wertgeschätzt, Vielredner:innen charmant abmoderiert und schüchterne Personen zum Reden aufgefordert werden.

Das wichtigste Fazit des Workshops zu Moderationstechniken ist für mich, dass zwar vieles zu beachten ist, es aber viel mehr auf aufrichtige Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen im Gespräch ankommt, als darauf, Techniken immer weiter zu verfeinern. Grundlegendes Wissen ist aber selbstverständlich mindestens notwendig, um gezielt und sicher durch eine Moderation steuern zu können.

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