Machtspiele
und mikropolitische Kompetenz in der WissenschaftEin Tag zwischen System, Spielregeln und subtilen Strategien
Der Workshop begann mit der Erstellung eines sogenannten Systemportraits – einer grafischen Darstellung der Akteur:innen, Interessen und Kommunikationspfade innerhalb wissenschaftlicher Arbeitskontexte. Schnell wurde deutlich, dass Forschung nicht nur Erkenntnisproduktion ist, sondern auch Beziehungsarbeit.
Anschließend ging es um Spielregeln: Wie werden Entscheidungen tatsächlich getroffen? Welche unausgesprochenen Dynamiken prägen den Alltag? Hier wurde in Gruppen diskutiert, notiert und hinterfragt.
Einen theoretischen Rahmen für die Beobachtungen aus dem eigenen Arbeitsalltag gaben zentrale Modelle wie das Eisbergmodell (Sichtbares und Unsichtbares in der Kommunikation) oder die mikropolitischen Handlungsfelder. Diese können sich über Netzwerke, die Unternehmenskultur aber auch Emotionen erstrecken und beinhalteten auch einen Blick auf die Selbstdarstellung, die Work-Life-Balance und die körperlichen Fähigkeiten.

Fallstudien aus dem Forschungsalltag
Ein Schwerpunkt lag auf der Analyse konkreter Situationen:
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Wenn Ideen überhört – und später wiederholt werden,
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wenn Anerkennung ungleich verteilt ist,
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oder wenn bestimmte Personen immer wieder für sichtbare Aufgaben ausgewählt werden, während andere im Hintergrund bleiben.
Diese Fallstudien („Die Idee“, „War da was?“, „Representation matters“) regten zum Nachdenken über subtile Formen von Einfluss, Zugehörigkeit und Fairness in der Wissenschaft an. Dabei stand weniger das Finden schneller Lösungen im Mittelpunkt, sondern das Bewusstwerden solcher Mechanismen.
Psychologische Sicherheit als Grundlage
Ein wiederkehrendes Schlagwort des Tages war die „psychologische Sicherheit“ – die Idee, dass Teams dann am besten arbeiten, wenn Fehler, Unsicherheiten und Kritik offen angesprochen werden können. Karten mit Begriffen wie Transparenz, Ehrlichkeit und Fehlerfreundlichkeit prägten den Raum und erinnerten daran, dass Vertrauen die Basis für jede Zusammenarbeit bildet
Ein Workshop im Rampenlicht
Zu Beginn wurde der Workshop von einem Kamerateam der Chemnitzer Agentur Cookie Film begleitet, die derzeit einen Projektfilm über NextGen produzieren. So wurden Diskussionen und Stimmungsbilder des Tages festgehalten, die einen kleinen Blick „hinter die Kulissen“ wissenschaftlicher Zusammenarbeit ermöglichen.
Fazit
Wir erlebten einen Tag voller Perspektiven auf ein oft unsichtbares Thema: Macht, Einfluss und Mikropolitik in der Wissenschaft. Auch wenn nicht alle Fragen beantwortet wurden, bot der Workshop Raum für ehrliche Gespräche, feine Beobachtungen und manches Aha-Erlebnis zwischen den Zeilen und in den Gruppenarbeiten.